Gedenkende Worte am Grab zur Beisetzung von Viola Hänel am 15.2.2021
Viola Hänel 1.12.1955 -3.1.2021
Als ich 1983 nach Potsdam kam, fand ich unter den ersten Patienten eine junge Familie mit einem schwerkranken frühgeborenen Kind vor. Etliche Untersuchungen und Operationen waren erforderlich, es stellte sich dadurch ein relativ persönliches Verhältnis ein, so dass wir oft Hausbesuche bei den Hänels machten. Diese gemeinsamen Monate und Jahre hatten ein Vertrauensverhältnis entstehen lassen, das über die nächsten Jahrzehnte halten sollte. Denn bald darauf begegneten wir uns wieder - in der Beratungsstelle des BSV, ich hatte angeboten, mit der Augenklinik eine Zusammenarbeit anzustreben. Vor Ort trafen wir nun Heidi Schulze und eben Viola Hänel, diese hatte 1979 nach einer medizinischen Fachschulausbildung dort ihre Tätigkeit aufgenommen. Wir kümmerten uns gemeinsam um die großen und kleinen Patienten, organisierten Vorträge und ärztliche Fortbildung zum Thema Blindheit. Dann kam die Wende. Heidi Schulze und Viola Hänel erarbeiteten ein Konzept, um die Beratungsstelle zu erhalten. 1991 gelang die Übernahme in das Sozialwerk Potsdam. Viola Hänel berichtete öfter über diese schweren Jahre und die tatkräftige Unterstützung durch Regine Hildebrand, Manfred Stolpe und Matthias Platzeck. So begann ein neues Kapitel, das 30 Jahre währen sollte. Viola Hänel erlebte Höhen und Tiefen, sie war für uns im Sozialwerk in all den Jahren immer eine zuverlässige, feste Größe in der Arbeit des Vereins. Wenn der eine oder andere als Herz oder Motor des Vereins gelten mochte - sie war die Seele des Vereins. Ohne sie, an ihrer Seite Heidi Schulze, später Stephanie Seidel und zuletzt Michael Mehlmann, hätte der Verein niemals so weiter existieren können. Mit ihrer Zuneigung zu den Betroffenen und ihrem Fingerspitzengefühl für die Sorgen und Probleme der Mitglieder war sie für uns unentbehrlich. Wie viele Veranstaltungen hat sie mit Sorgfalt vorbereitet und geleitet. Ich möchte nur den von ihr besonders geliebten Gesprächskreis erwähnen, ermöglichte er doch eine besondere Nähe zu unseren Mitgliedern. Viola Hänel war da unersetzlich gewesen. Und nun dieses! Gerade erst hatten wir in einer coronabedingt kleinen Runde ihren 65. Geburtstag gewürdigt, da mussten wir nun bestürzt und in tiefer Trauer erfahren, dass sie uns am 3.1.21 so plötzlich verlassen hat. Über vier Jahrzehnte war sie immer für die blinden und sehbehinderten Mitbürger in Potsdam und weit darüber hinaus dagewesen. Es war gelebte Fürsorge mit einer zutiefst menschlichen Zuwendung! Diese geleistete segensreiche Arbeit wird uns unvergesslich bleiben. Ihr Tod ist schmerzlich. Für uns, Mitglieder und Vorstand des Sozialwerks, ist er aber auch Anlass, uns noch verbundener zu fühlen. Coronabedingt können wir heute nur ein sehr kleiner Kreis sein, der Abschied nimmt. Wie viele wären heute gerne dabei gewesen! Aber sicher werden wir uns in absehbarer Zeit wieder treffen können - nur leider ohne Viola Hänel. Eigentlich unvorstellbar! Aber, da bin ich mir sicher, im Geiste wird sie immer bei uns sein. Ruhe in Frieden!
D.Schulze
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